Fertig ... und jetzt? Jetzt kommt die Arbeit.

Das Wörtchen „Ende“ unter den Text setzen zu können ist eins der tollsten Sachen am Schreiben. Die Geschichte ist erzählt und man hat es sogar bis zum Ende geschafft. Ganz am Anfang habe ich gedacht: cool, jetzt kann ich mich damit ja bei Agenturen oder Verlagen bewerben. Ich dachte mir zwar, es könnte nicht schaden, wenn nochmal jemand drüberliest, aber allzu viel Feedback hatte ich mir dabei gar nicht erhofft. Bei meiner allerersten Überarbeitung habe ich das Wörtchen Ende gerade geschrieben, dann habe ich selbst noch einmal den ganzen Text durchgelesen, hier und dort kleinere Rechtschreibfehler ausgebessert und ihn sofort an ein paar Testleser bestehend aus Familie und Freunden gegeben. Natürlich gibt es darunter auch immer welche, die objektiv sein können und einem wirklich wertvolle Hinweise und Tipps geben. Aber irgendwie bleibt dann doch manchmal der Gedanke im Hinterkopf: mögen sie es nur, weil sie dich kennen? Irgendwo habe ich neulich gelesen, dass die Rückmeldungen von Freunden eher etwas über die Qualität der Freundschaft aussagt, als über den Text selbst. Gut, ganz egal wie detailliert, aber irgendwann bekommt man seinen Text mit Kommentaren oder Korrekturvorschlägen zurück. Und jetzt beginnt die Arbeit, nämlich die Überarbeitungsphase.

 

Es gibt sicherlich tausend verschiedene Arten zu überarbeiten, manch einer arbeitet gerne mit Checklisten. Darauf stehen eventuell Füllwörter, die man oft benutzt und die es gilt zu reduzieren oder ganz auszumerzen, dann hat jeder auch seine persönlichen Lieblingswörter, die unverhältnismäßig oft im Text auftauchen, auch die sollte man möglicherweise austauschen oder streichen. Man kann die Kommata überprüfen, die Satzanfänge (fange ich ständig mit Bindungswörtern an? Sind die Satzanfänge ähnlich?), die Kapitelenden (enden sie an einer spannenden Stelle?), grammatikalisches, Rechtschreibung etc. Aber wie findet man zum Beispiel Probleme in der Logik oder Plotlöcher?

Ich persönlich überarbeite sehr gerne immer wieder mit Szenenplänen oder Kapitelplänen. Dafür schreibe ich mir für jede Szene oder jedes Kapitel eine kleine Zusammenfassung, die in eine Tabelle kommt. Die Tabelle besteht aus drei Spalten, in der ersten steht die Nummer des Kapitels und/oder der Szene, in der zweiten Spalte stehen die Figuren, die in der Szene mitspielen (zuerst kommt immer der Perspektivträger, derjenige aus dessen Sicht erzählt wird) und der Ort, wo es stattfindet. Und in die dritte Spalte kommt dann meine stichwortartige Zusammenfassung, was dort passiert. Am einfachsten finde ich es mir den kompletten Romantext unter die Tabelle zu kopieren und dann Stück für Stück und Szene für Szene zu lesen, zu löschen und dann in der Tabelle zusammenzufassen. Beim Zusammenfassen fallen mir oft schon Dinge auf, die ich dann direkt in Klammern in die Tabelle eintrage und gelb unterlege, damit ich sie später im Text korrigieren kann. Da fällt mir alles Mögliche auf, vom kleinen Rechtschreibfehler bis zu Logikbrüchen oder verwechselten Namen.

 

Wenn der Szenenplan steht (und ich mache meistens pro Roman mehrere davon, je nachdem wie viel ich am Text auch schon wieder geändert habe), wird alles, was ich dadurch entdeckt habe, im Manuskript geändert. Und spätestens dann bin ich betriebsblind. Ich sehe überhaupt keine Fehler mehr, weiß nicht mehr, wie die Sätze wirken. Dann brauche ich Betaleser. Zum Glück habe ich mittlerweile einige Betaleser gefunden, die fast allesamt selbst auch schreiben, mit denen ich super klarkomme. Fast alle Anmerkungen kann ich sehr gut nachvollziehen und setze sie dann auch um.

 

Ganz am Ende lasse ich das Manuskript wieder eine Weile liegen, dann lese ich nochmal durch. Und erst jetzt kann das Manuskript ins Lektorat oder auf Agenturen- oder Verlagssuche.