Da ich Interviews wirklich gerne lese und auch schon bei ein paar Interviews auf der anderen Seite stand, möchte ich jetzt eine neue Rubrik in meinem Blog ins Leben rufen. Ab sofort gibt es hier also Interviews mit Kolleginnen zu lesen. Den Anfang macht meine liebe Kollegin Antonia Günder-Freytag. Viel Spaß!
Lia: Hallo Antonia, es freut mich, dass du dich von mir interviewen lässt! Möchtest du dich vielleicht kurz vorstellen?
Antonia: Hallo Lia, mich freut es ebenfalls, dass du mir ein paar Fragen stellst. Ja, was soll ich sagen? Ich wohne mit meinen Söhnen in München, bin keine gebürtige Münchnerin – ich habe sozusagen einen Geburtsfehler. :-) Am liebsten bin ich bei meinem Pferd und reite mit ihr im nahegelegenen Forstenrieder Park aus. Dort bekomme ich dann auch die besten Ideen für meine Bücher.
Lia: Aus deiner Biografie auf deiner Webseite (www.antonia-guender-freytag.de) weiß ich, dass du längere Zeit in Spanien und Irland gelebt hast. Wie kam es dazu und kehrst du manchmal an diese Orte zurück?
Antonia: Nach Spanien, also genauer gesagt nach Sevilla und Madrid, zog ich der Liebe willen. :-) Da war ich gerade mal einundzwanzig und konnte kein Wort Spanisch. War eine verrückte Zeit, die ich nicht missen möchte. Ich bin dann kurz vor der anstehenden Hochzeit „geflohen“ und seitdem war ich zwar auf ein paar Spanischen Inseln, aber nicht mehr auf dem Festland.
Nach Irland bin ich oft gereist, respektive habe mich dort auch lange aufgehalten, weil mein Vater in Irland gelebt hat. Ich war erst letztes Jahr wieder dort und finde es immer noch wunderschön.
Lia: Hast du zurzeit ein Lieblingsprojekt, an dem du arbeitest?
Antonia: Ich schreibe gerade an einer Familiengeschichte, die in Irland spielt. Es geht um eine Erbschaft und jemand, der das nicht gönnen kann. Um Familiengeheimnisse und ein wenig Grusel und wie ich hoffe, auch Liebe. (Meine Leser wissen ja, mit Liebe habe ich es nicht so, aber ich will mich bemühen :-))
Lia: Welches Manuskript hast du als erstes beendet? Würdest du es gerne in den Buchläden sehen oder lieber nicht?
Antonia: Oh das liegt schon Jahre zurück und ich möchte es in dieser Form nicht in Läden sehen. Aber es hätte auch so keine Chance bei Verlagen gehabt. Es ist ein Fantasy-Buch und ich finde die Idee nach wie vor toll und die Charaktere auch, aber ich müsste es noch einmal ganz von vorne überarbeiten. Innerhalb von 10 Jahren entwickelt man sich ja glücklicherweise weiter und lernt dazu.
Lia: Wie hast du einen Verlag gefunden?
Antonia: Durch Hartnäckigkeit. Ich hatte meinen Roman geschrieben („Vatikan – Die Hüter der Reliquie“) und war davon begeistert. Ich hoffte, die Agenturen und Verlage auch. Waren sie allerdings nicht. Sie meinten meine Schreibe wäre gut, das Thema schwierig und das Buch zu lang (1000 Seiten). Ich habe das Manuskript daraufhin gekürzt. Auf 700 Seiten und eine Agentur gefunden. Ich dachte, ich wäre am Ziel meiner Wünsche. Tja, die Agentur schloss. Nicht wegen mir :-) Jedenfalls stand ich wieder alleine mit meinem Manuskript da und habe es ein weiteres Mal gekürzt. Diesmal auf 400 Seiten. Und habe es kurzentschlossen, ohne weitere Agentursuche an verschiedene Verlage geschickt. Die Absagen kamen reihenweise. Thema zu schwierig. Keine Zielgruppe. Ist das jetzt ein historischer Roman, oder ein Vampirroman, oder ein Kirchenthriller? So lauteten die Fragen, die ich nicht übel nehmen konnte, aber ändern konnte und wollte ich es auch nicht. Dann erhielt ich eines Tages eine E-mail, die ich fast gelöscht hätte, weil ich dachte, es wäre schon wieder eine Absage. Dabei stand nach dem ersten nicht glücklich gewählten Satz, dass sie sich freuen würden, mein Buch unter Vertrag nehmen zu dürfen. Witzigerweise habe ich mich kein bisschen gefreut. Ich war so misstrauisch, dass ich mich erst gefreut habe, als ich es als Print selbst in der Hand hielt.
Lia: Wie viele Bücher hast du schon geschrieben? Dazu zählen auch solche, die das Wort „Ende“ haben könnten, aber vielleicht noch nicht druckreif sind, weil noch nicht überarbeitet.
Antonia: Ich denke mal 9. Zwei davon sind schon erschienen, eins erscheint im Mai. Ein Kinderbuch wartet noch auf den Zuschlag einer Agentur und dann gammeln da leider und ich muss mich schämen wirklich gute Geschichten auf meiner Festplatte herum. Alle gut, aber nicht gut genug. Aber durch die Krimireihe habe ich im Moment kaum noch die Zeit, mich diesen Geschichten zu erbarmen.
Lia: Bist du auf Bücherportalen wie z.B. Lovelybooks oder goodreads unterwegs?
Antonia: Ja bin ich. Auf lovleybooks (Link) habe ich schon ganz tolle Leser gefunden. Der Austausch dort macht wirklich Spaß. Bei goodreads (Link) kann man mich auch finden, allerdings muss ich mich dort erst noch zurechtfinden …Dann bin ich auch noch bei
Was liest du?
Lia: Wie kommst du auf die Ideen zu deinen Büchern?
Antonia: Bei „Vatikan – Die Hüter der Reliquie“ behaupte ich gern, dass es mir „von oben“ souffliert wurde. Dass ich sozusagen die Biographin der Heiligen Apollonia bin. Ich habe sieben Jahre an dem Buch geschrieben; Natürlich nicht ununterbrochen, aber die Geschichte hat sich so entwickelt. Ich wollte, dass meine Protagonistin den Namen Apollonia bekommt, weil er mir so gefallen hat und ich eine Tochter, hätte ich noch eine bekommen, so genannt hätte. Dann saß ich im Jahre 2007 während des Nanos mitten in der Nacht, ich würde jetzt gerne sagen um Mitternacht vor meinem Laptop und war müde. Da surfte ich ein wenig durch die Gegend, stellte fest, wer die heilige Apollonia war (Schutzheilige der Zahnärzte – wurde 249 n. Christus verbrannt, nachdem ihr der Pöbel die Zähne ausschlug) und die Idee manifestierte sich. Ich wollte einen Vampirroman schreiben und das war die Steilvorlage.
Lia: Dein Roman „Keine halben Sachen – Konrad von Kamm’s 1. Fall“ spielt in München und somit in einer Stadt, die du sicherlich gut kennst. Aber dein Debüt „Vatikan – Hüter der Reliquie“ spielt zu großen Teilen in Rom, warst du selbst schon einmal dort? Nimmst du in deinen Geschichten gerne Orte, die du kennst oder suchst du sie aus anderen Gründen aus?
Antonia: München war für meine Krimireihe klar. Ich fände es ziemlich merkwürdig über eine andere Stadt zu schreiben. Ich schreibe über Viertel, die ich kenne. Und wenn ich etwas nicht kenne, kann ich schnell hinfahren und mich umsehen. Keine halben Sachen – Konrad von Kamms 1. Fall spielt in Bogenhausen, einer sehr edlen Gegend von München. Der zweite Fall wird etwas außerhalb spielen.
Bei „Vatikan-Die Hüter der Reliquie“ war es schon etwas schwieriger. Der Roman spielt, wie sein Titel ja sagt zur Hälfte in Rom. Ich war mal in Rom als Touristin und natürlich auch in der Vatikanstadt. Allerdings hat mir das nur ein verblichenes Gefühl gegeben. Also habe ich viel recherchiert. Fotos, Stadtpläne und Interviews gelesen. Die andere Hälfte des Buches spielt allerdings in Frankreich, Bordeaux und in Spanien, Avila, Toledo ect. Und natürlich in Schottland in den Highlands und in Ägypten im dritten Jahrhundert. Zu Frankreich kann ich sagen, dass ich dort war. Ich mache in der Region regelmäßig Urlaub. Spanien konnte ich auch selbst abdecken, da ich auch dort vor Ort war. Die Highlands in Schottland habe ich auch schon besucht. Alleine Alexandria im dritten Jahrhundert war schwierig. Ich habe für das Buch unglaublich viel recherchiert, teilweise auf französischen und spanischen Geschichtsseiten. Und das war es auch, was mich am Schreiben so fasziniert hat. Die Geschichtlichen Hintergründe zu recherchieren. Bei diesem Buch kommen Personen vor, die es wirklich gegeben hat. Natürlich dichte ich denen kein Vampirdasein an, aber es war schon sehr spannend, was dabei herauskommt, wenn man so ein Buch schreibt und alles aus Vampirsicht sieht. Da wird die Landflucht in den Pyrenäen, die auf Armut und Pyrenäenkrieg geschoben wird, ganz schnell zu einer Ausrottung durch Vampire
Lia: Sachsentöter - Konrad von Kamms 2. Fall erscheint im Mai diesen Jahres, darfst du schon ein wenig zum Inhalt verraten?
Antonia: Ja klar kann ich schon ein wenig verraten. Mal wieder gibt es Tote. Auch diesmal ohne großes
Blutvergießen. Wieder ist es im Stil von klassischen englischen Kriminalromanen geschrieben. Also viele Verdächtige und doch nur ein Mörder – oder mehr? Auf alle Fälle spielt das Ganze diesmal an
einem Reitstall südlich von München und der Stallbetreiber wird mit eingeschlagenem Kopf aufgefunden. Und ich verrate noch etwas: Die Mordwaffe war ein Regalbrett. Man kann sich auf eine Menge
Frauen gefasst machen, die alle ein Motiv gehabt hätten – Norman, du Frauenheld :-)
Lia: Neben deinem Debüt im Fantasy-Bereich schreibst du auch Krimis ohne Fantasy-Anteile, gibt es noch andere Genres, die dich reizen würden oder hast du vielleicht sogar in einem anderen Genre schon etwas geschrieben?
Antonia: Ich glaube, ich würde mich gerne im klassischen Familienepos versuchen. So ganz ohne Fantasy und ohne Tote. Mich reizt einfach die Dynamik, die durch die Psychologie ins Spiel kommt. Familien sind eine wahre Fundgrube für die unterschiedlichsten Charaktere und Feindschaften. Also wenn ich ein Vorbild nennen darf – ich greife jetzt mal ganz hoch, aber man muss ja Ziele haben – Tolstoi, Krieg und Frieden. Ein tolles, wenn auch anstrengendes Buch.
Lia: Wie entwickelst du deine Figuren? Gibt es irgendwelche Vorbilder?
Antonia: Bei meinen Hütern nicht wirklich. Ich hatte eine ungefähre Vorstellung, wie Argyle Mc Quiet aussieht, aber ich habe keinen Schauspieler ect. gefunden, der zu ihm passte. Am ehesten noch Kurt Russell in der Klapperschlange … Apollonia hat überhaupt kein Vorbild, außer sich selbst und von ihr hatte ich nie ein Bild im Kopf, was bei der langen Zeit, die wir miteinander verbracht haben, schon erstaunlich ist.
Die Kommissare Konrad von Kamm und Ralf Utzschneider haben lebende Vorbilder, auch wenn sich mehrere Figuren des realen
Lebens in ihnen mischen. Ich finde das aber sehr erfrischend, weil ich mir nicht dauernd überlegen muss, was würde der jetzt machen – ich weiß es. Und noch witziger: Ich kann die reale Person
fragen, sie weiß von ihrer Patenschaft :-)
Lia: Wenn du gerade nicht schreibst, was machst du sonst gerne in deiner Freizeit?
Antonia: In der Sonne sitzen und lesen. Badengehen. (Ich glaube, man merkt, dass wir Februar haben) Also ich bin auch täglich am Reitstall und reite auf meinem deutschen Reitpony, Arwen aus. Sehr inspirierend, sie ist meine Muse. Wenn ich mit einem Buch nicht weiterweiß frage ich sie. Hat bisher immer geholfen.
Lia: Ist die Schriftstellerei dein einziger Beruf oder hast du noch einen zweiten Brotjob?
Antonia: Ich habe das Glück, mich ganz der Schreiberei widmen zu können.
Lia: Vielen Dank für das Interview!
Antonia: Ich danke dir, Lia, dass du mir die Möglichkeit gegeben hast, mal Sachen zu erzählen, die sonst nie jemand erfahren würde. Und wenn mal jemand Probleme mit den Zähnen hat – immer schön die Heilige Apollonia anrufen, sie hat übrigens am 9. Februar Namenstag. Am gleichen Tag habe ich auch vor fünf Jahren mein Pony bekommen. Und da sage noch einer das wäre alles Zufall :-) Vielen Dank für die Zeit!