Interview mit Dahlia von Dohlenburg

Heute möchte ich euch gerne Dahlia von Dohlenburg vorstellen, eine liebe Kollegin in Sachen Fantasy und auch Mitglied des Tintenzirkels. Dahlia schreibt Gay Romance und Fantasy, meistens beides zusammen. Herzlich willkommen, Dahlia! Schön, dass du mir ein paar Fragen beantworten möchtest.

 

Lia: Hallo Dahlia, es freut mich, dass du dich von mir interviewen lässt! Könntest du dich oder deine Bücher in fünf Worten vorstellen?

 

Dahlia: Bunt, facettenreich mit Herzschmerz, Spannung und Magie.

 

Lia: Du veröffentlichst deine Bücher selbst, oder in Zusammenarbeit mit den Uferlosen. Kam ein klassischer Verlag für dich nie in Frage?

 

Dahlia: Am Anfang habe ich auch über Verlage nachgedacht, bin dann aber zu dem Schluss gekommen, dass ich zu ungeduldig für die Verlagsbranche bin und mich wohler fühle, wenn ich alles selbst bestimmen kann. Außerdem schreibe ich in einem Nischengenre, mit dem ich es ohnehin schwer hätte, einen Platz in einem Publikumsverlag zu ergattern. Und bei meinen Inhalten will ich keine Kompromisse eingehen, weil ich sonst den Spaß am Schreiben verliere.

 

Lia: Seit einigen Jahren arbeitest du an deinen Projekten im Unperfekthaus in Essen. Wie kam es dazu und was gefällt dir besonders daran?

 

Dahlia: Ein Tintenzirkel-Stammtisch hat mich 2013 das erste Mal ins Unperfekthaus geführt. Das Konzept des Kreativhauses – man kann Künstlern bei der Arbeit zusehen – hat mir damals sehr gefallen, sodass ich schließlich 2014 mein eigenes Projekt dort angemeldet habe. Auch als Motivation, langsam in die Pötte zu kommen und etwas präsentieren zu können. Anfangs hatte ich nur drei Anthologien mit je einer Kurzgeschichte von mir, die ich auslegen konnte – inzwischen kann ich problemlos zwei Tische mit Büchern, Flyern und Leseproben füllen. Die Präsentationsmöglichkeiten gefallen mir auch besonders. Ebenso, dass ich dort einen Arbeitsplatz abseits meines Wohnzimmers gefunden habe. Inzwischen organisiere ich dort auch regelmäßige Stammtische, um mich mit Autoren und Lesern zu vernetzen.

 

Lia: Wie schreibst du? Also plottest du viel und entwirfst vor dem eigentlichen Schreiben Charakterbögen und dergleichen oder lässt du dich gerne von deinen Figuren oder der Geschichte führen?

 

Dahlia: Das ist von Projekt zu Projekt unterschiedlich.

 

Bei reiner Gay Romance tendiere ich dazu, mich von den beiden Hauptfiguren durch die Geschichte führen zu lassen. Mehr als eine grobe Idee von Anfang und Ende habe ich dann nicht.

 

Bei Fantasy oder neuerdings auch Thriller wird es oft etwas komplizierter, da mehr Figuren und mehr parallele Handlungsstränge ins Spiel kommen. Dann erstelle ich eine Outline mit allen Szenen, die vorkommen müssen, und schau mir an, ob die Handlung so funktioniert. Beim Schreiben ändern sich dann immer noch Dinge, aber zumindest habe ich einen groben Fahrplan.

 

Charakterbögen entwerfe ich aber meist erst beim Schreiben, da ich dann erst die Figuren wirklich kennenlerne. Es gibt oft ein paar wenige Fixpunkte und der Rest ergibt sich.

 

Lia: Kannst du dich noch an dein allererstes beendetes Manuskript erinnern? Hast du es veröffentlicht?

 

Dahlia: Daran kann ich mich noch gut erinnern. Nach meinem Uni-Abschluss 2011 habe ich endlich den ersten Entwurf meines Herzblutprojekts abgeschlossen – einer epischen Fantasy-Trilogie, die ich schon seit meiner Teenager-Zeit immer mal wieder versucht hatte, zu beenden.

 

Und das Manuskript war so … schlecht, dass ich den Entschluss fasste, mich erstmal noch ein bisschen mehr mit dem Schreibhandwerk zu beschäftigen, bis ich irgendwann gut genug bin, die Geschichte wirklich so aufzuschreiben, wie sie es verdient.

 

Noch bin ich nicht so weit, aber ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, diesen Fantasyroman irgendwann doch noch zu schreiben.

 

Lia: Mit sieben anderen AutorInnen bist du im Autorenkollektiv „Die Uferlosen“. Wie kam es dazu und was heißt das genau für dich, dort Mitglied zu sein?

 

Dahlia: Die Idee dazu, ein Autorenkollektiv für Gay Romance AutorInnen zu gründen, die ihre Bücher selbst veröffentlichen, hatte vor ein paar Jahren Kaye Alden. Ziel war und ist es, sich gegenseitig zu unterstützen und den fehlenden Verlag im Rücken auszugleichen.

 

„Die Uferlosen“ sind eine tolle Gemeinschaft, in der ich mich sehr gut aufgehoben fühle. Wir unterstützen uns gegenseitig bei der Werbung für unsere Bücher, fahren gemeinsam auf Messen und greifen uns auch bei der Arbeit an unseren Büchern unter die Arme. Angefangen mit Plotproblemen bis hin zu Fragen zu Cover und Klappentext.

 

Aus dem Kollektiv ist auch „Der uferlose Podcast“ entstanden, wo meistens Kaye und ich über allerlei Themen rund ums Gay Romance Genre plaudern.

 

Lia: Hast du zurzeit ein Lieblingsprojekt, an dem du arbeitest oder an dem du bald gerne arbeiten würdest?

 

Dahlia: Im Moment freue ich mich sehr auf meinen ersten richtigen Thriller, den ich bald anfangen werde. Thriller lese ich unglaublich gerne und es reizt mich sehr, mich selbst einmal daran zu versuchen. Damit es schön authentisch wird, beschäftige ich mich momentan auch sehr mit realen Mordfällen und war auch im Mai auf Recherchereise in New York, wo der Thriller spielen wird.

 

Lia: Wie viele Bücher hast du schon geschrieben? Dazu zählen auch solche, die das Wort „Ende“ haben könnten, aber vielleicht noch nicht druckreif sind, weil noch nicht überarbeitet.

 

Dahlia: Oh je, da muss ich mal überlegen. In den letzten Jahren ist da schon einiges zusammengekommen. Wenn ich nichts vergessen habe, dürften es so siebenundzwanzig sein – (Gay) Romance und Fantasy halten sich da ungefähr die Waage.

 

Lia: Wie entwickelst du deine Figuren? Gibt es irgendwelche Vorbilder?

 

Dahlia: Ich habe hier keine wirkliche Technik. Meistens entwickelt sich eine Figur bei mir aus der ersten groben Idee heraus im Laufe der Zeit zu einem runden Charakter, weil sie mir beim Konzipieren und Schreiben mehr und mehr über sich verrät. Hin und wieder orientiere ich mich auch zu Beginn grob an den verschiedenen Archetypen, aber sehr schnell entwickeln die Figuren ein eigenes Leben.

 

Lia: Wenn du gerade nicht schreibst, was machst du sonst gerne in deiner Freizeit?

 

Dahlia: Viel Freizeit bleibt neben dem Schreiben und meinem Brotjob leider nicht übrig. Meistens lese ich oder sehe mir Filme an (ich bin ein großer Disney und Marvel Fan!). Als weiteren kreativen Ausgleich habe ich angefangen zu zeichnen, wobei ich da noch furchtbar schlecht bin.

 

Lia: Ich persönlich liebe ja Steckbriefe und jetzt ist es schon Tradition, dass ich am Ende eines Interviews auch ein paar Steckbrieffragen stelle, hier kommen sie also:

 

Welches Buch liegt auf deinem Nachttisch? Aktuell „Police Procedure & Investigation – A Guide for Writers“ von Lee Lofland, da ich für einen Thriller recherchiere

 

Hast du einen Lieblingsschriftsteller? Da wäre es viel zu schwierig, mich festzulegen. Meistens ist mein Liebling derjenige, der mich zuletzt begeistert hat, da ich furchtbar sprunghaft bin. *lach* Aktuell wäre das Melanie Raabe, die wundervoll poetische und spannende Romane schreibt.

 

Ein Lieblingsbuch vielleicht? „Die Wahrheit“ von Melanie Raabe – das Buch hat die Leser ein bisschen polarisiert, aber genau meinen Geschmack getroffen.

 

Welche Musik läuft beim Schreiben? Klassische Musik, Filmsoundtracks oder auch instrumentale Interpretationen von Pop/Rock-Songs

 

Und wenn du nichts schreibst, was läuft dann für Musik? Das hängt ganz von meiner Stimmung ab. Pop, Rock, Musicals … – aktuell stecke ich in einer Disney-Song-Phase *lach* Oft stelle ich mir aber auch Soundtracks für meine Projekte zusammen, die ich zwar nicht beim Schreiben, aber beim Plotten/Brainstormen höre.

 

Gibt es ein Lieblingslied? Aktuell „Remember Me (Lullaby)“ aus dem Pixar-Film Coco

 

Hast du einen Lieblingsfilm? „The Shape of Water“

 

Lieblingsserien? „Yuri on Ice“

 

Lieblingsort? Da ich gerade frisch zurück bin: New York. Aber Osaka mag ich von der Atmosphäre auch sehr.

 

Lieblingsessen? Porridge

 

Lieblingsgetränk? Matcha Frappuccino

 

Wo schreibst du überhaupt? Wenn ich mal nicht im Unperfekthaus schreibe, dann an meinem chaotischen Schreibtisch im Wohnzimmer.

 

Hast du Hobbies? Für etwas, was ich als richtiges Hobby bezeichnen würde, bleibt mir neben dem Schreiben aktuell leider keine Zeit. Aber ich würde sehr gerne mehr Zeichnen.

 

Ein Lieblingstier? Gleich zwei: Meine beiden Wellensittiche :)

 

Vielen Dank für das nette Interview, liebe Dahlia!